„Glück ist Leid – und wenn wir schließlich erliegen, unser Leben war nicht umsonst,“ schreibt die Kunststudentin Sofie Benz 1907 an ihre Schwester. Die gebürtige Bremerin Petra Brixel ist fünf Jahre lang auf Spurensuche ihrer Großtante Sofie Benz gewesen und hat deren Biografie im September 2023 in einem 529 Seiten dicken Buch veröffentlicht.
Die junge Frau, 1884 als Tochter eines Kunstprofessors geboren, war 1902 aus dem beschaulichen Städtchen Ellwangen nach München gekommen, um dort Kunst zu studieren. Sie übte sich vor allem im Aktzeichnen, fuhr begeistert mit dem Fahrrad durch den Englischen Garten und unternahm mit ihrer Freundin eine Alpenwanderung. All das war zum Anfang des 20. Jahrhunderts ungewöhnlich für junge Frauen. 1906 reiste sie nach Ascona am Lago Maggiore, was damals als „Schwabing von Schwabing“ galt. Hier traf sie Anarchisten wie Erich Mühsam und Johannes Nohl, aber auch den späteren Schriftsteller Leonhard Frank. Beide gehörten bald zum Kreis um den Psychoanalytiker und Freud-Anhänger Otto Gross, der eine neue Gesellschaft aufbauen will. Seinem suggestiven Wesen konnte sich Sofie nicht entziehen; sie wurde Otto Gross` Geliebte.
Durch die Korrespondenz Sofies mit ihrer Schwester konnte die Autorin Petra Brixel den Lebensweg von Sofie Benz nachverfolgen. 75 Briefe und zahlreiche weitere Dokumente von Zeitgenoss:innen – u.a. bisher unveröffentlichte Briefe von Otto Gross und Leonhard Frank – wurden die Grundlage für die umfangreiche Biografie von Sofie Benz, die 1911 durch Suizid in Anwesenheit von Otto Gross in Ascona starb.
Petra Brixel geht in ihrem Vortrag der Frage nach, wie es dazu kommen konnte, dass sich eine junge Frau aus gutbürgerlichem Hause der Boheme zuwendet, doch schließlich an den Herausforderungen des „alternativen“ Lebens zerbricht.
Siehe auch:
Petra Brixel – Auf den Spuren einer Tragödie
Siehe auch Text Münchner Stadtbibliothek und Stadtarchiv: muenchner-stadtbibliothek.glueck-ist-leid-spurensuche-auf-dem-lebensweg-der-kuenstlerin-sofie-benz-24143
Archiv Ausstellungen